¡Que viva México! – Filmplakate
30 Dienstag Jun 2015
Posted Eisenstein, Galerien
in30 Dienstag Jun 2015
Posted Eisenstein, Galerien
in29 Montag Jun 2015
Posted Fundstücke, Trickfilm
in1. Baccanal – Shamus Culhane [published by La Cinémathèque canadienne, No. 1 of 12, Montréal, 1967]
2. Première Cigarette – Emile Cohl [published by La Cinémathèque canadienne, No. 12 of 12, Montréal, 1967]
3. La Chronophotographie , Chute d’un chat tenu les pattes en l’air – Jules Marey [published by Association des Amis de Marey 1984]
23 Dienstag Jun 2015
Posted Archivtheorie, Eisenstein
inIn seinem Buch „Bilder trotz Allem“ diskutiert Georges Didi-Huberman die Bedeutung der vier einzig erhaltenden und überlieferten Fotografien aus Ausschwitz. Sie zeigen schemenhaft Szenen vor der Gaskammer. An einem Ort wie Ausschwitz gelangt der Prozess des Archivierens an seine Grenzen. Die „unaussprechbare“ und „unvorstellbare“ Geschichte des Konzentrationslagers bringt mich erneut zu dem Gedanken des Nicht-Archivs.
Im Falle Ausschwitz wird die Frage der Geschichtsschreibung von Grund auf erschüttert. Zum einen, weil der Mangel an Zeugen und Dokumenten für sich steht, zum anderen, weil es keinen kollektiven Konsens über dem Umgang mit einem so drastischen Stück Geschichte gibt. Die menschheitstypische Eigenschaft des Benennens, Sortierens, Kategorisierens, Einstufens und Evaluierens kann hier so einfach nicht angewendet werden. Der Gedanke an einen Stapel Ausschwitz-Akten im Regal, neben anderen Epochen, nach Jahrgang sortiert, ist makaber und verstörend. Trotzdem ist Ausschwitz untrennbarer Teil der Geschichte.
Übertrage ich diesen Gedanken auf andere Teile der Geschichte, so wird mir bewusster denn je: Wie viel ist passiert, ohne dass es den Einzug in ein Archiv gefunden hat? Wie viel hat versagt, wenn es darum ging, es zu bezeichnen oder zu bewahren, es zu konservieren und für die Geschichtsschreibung zu rechtfertigen. Ich meine damit nicht nur die grausamen Anteile unserer Geschichte, sondern auch die schönen. Wie viel ist passiert, was keiner Dokumentation bedurfte? Wie viel Wissen und wie viele Gedanken sind beim Rückblick vergessen oder weggelassen worden – bewusst oder unbewusst gefiltert. Ich glaube, dass es Wolfgang Ernst war, der sagte, dass jedes Archiv immer auch ein Nicht-Archiv impliziert – das, was nicht blieb. Beim Erfassen des Nachlasses von Heimo Bachstein ergeht es mir ähnlich. Besonders die Eisenstein-Ecke verweist eher darauf, wie viel wahrscheinlich gewesen ist. Bachsteins Leidenschaft und Begeisterung für diese Filme ist an keiner Stelle direkt geäußert, sie selbst wurde nicht dokumentiert. Aber anhand jedes noch so kleinen Filmstils oder Briefschnipsels können wir auf ihre Existenz schließen, sie – zumindest in Teilen – erahnen.
15 Montag Jun 2015
Posted Fundstücke, New American Cinema
inAm 26. Januar 1971, einem Dienstag, setzt sich Heimo Bachstein an seine Schreibmaschine. Er tippt die Adresse von Canyon Cinema (756 Union Street, San Francisco) und beginnt einen Brief: „As you know from my former letters, I am busy with the collection of material – stills, posters, books, etc. – about international film art, especially the American Underground Film.“ Er sei ein regelmäßiger Leser der CANYON CINEMA NEWS und interessiere sich insbesondere für den Erwerb von 8mm Filmkopien. Auch über Fotografien, wie sie in der Serie „Filmmakers“ im Magazin publiziert werden, würde er sich freuen. Und noch eine Frage: „Do you sell the one-minute-print of Kubelka’s SCHWECHATER? Please, give me some informations.“ Am gleichen Tag, mutmaßlich nach seiner Arbeit in der Bankfiliale von Marktheidenfeld, tippt Bachstein weitere Briefe mit ähnllichen Anfragen; an den Filmemacher Scott Bartlett und an Bruce Conner: „Since my last letter in 1968 you have surely produced some more films, haven’t you.“ Von Conner hofft er, eine 16mm Kopie von A MOVIE kaufen zu können.
Die Antwort von Canyon Cinema ist ebenfalls erhalten. Don Lloyd, handschriftlich, am 5. Februar: „Dear Heimo, sorry about the delay in answering your inquiries. The stills, etc. we use in the memo letter are returned to the filmmakers or kept in our files – we do not have extra copies. Any filmmaker you want to contact about such things can be reached through our office – will forward it for you. Conner & Douglas (see supplement 3 – I mailed t you under separate cover) are the only ones whose 8mm prints can be bought through us. – Don Lloyd“
Die Korrespondenz zum US-amerikanischen Experimentalfilm, die wir bisher im Archiv gefunden haben – möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs – stammt weitgehend aus den Jahren 1969 bis 1971. Oft sind den Briefen Filmschnipsel beigefügt. Dies ist auch die Zeit, in der Bachstein die CANYON CINEMANEWS abonniert hat (12 Ausgaben von 68-8 bis 70-4). Korrespondenzen (Briefe und Postkarten) finden sich mit Jack Smith, Bruce Baillie, Piero Heliczer, Scott Bartlett, Carmen D’Avino. Sicher gibt es da noch mehr. Und: Wenn er tatsächlich 8mm-Kopien gekauft hat, werden auch sie zwischen den Mappen und Kisten noch auftauchen?
[Weiterführende Lektüre, wenn man sich über CANYON CINEMA und die Geschichte des Experimentalfilms in und um San Francisco informieren will: Scott MacDonald: Canyon Cinema. The Life and Times of an Independent Film Distributor, Berkeley: University of California Press 2008; in der UB als Buch und elektronische Ressource zugänglich; außerdem: Radical Light. Alternative Film & Video in the San Francisco Bay Area, 1945–2000, Berkeley: University of California Press 2010]
Bruce Baillie, Gründer von CANYON CINEMA, hat im Oktober letzten Jahres, inzwischen knapp 85 Jahre alt, begonnen, seine Filme bei YouTube zugänglich zu machen. Hier sein Kanal.
11 Donnerstag Jun 2015
Posted Organisatorisches
inDies sind die Themen, die wir bei der Ausstellung am 9. Juli zeigen wollen (keine besondere Reihenfolge, auch die Titel sind provisorisch):
I – Bachstein als Filmemacher (Klara Kühn)
II – Schwerpunkt: Eisenstein (Leonie Haenchen)
III – Die Schatzkiste (Anna Hardock / Sarah Hertam)
IV – Schwerpunkt: New American Cinema (Riccarda De Vico / Ayla Güney)
V – Kino der 50er: Helmut Käutner (Johanna Fitschen)
VI – FWU, Diaserie „Wünsche“ (Nina Völker)
VII – Schwerpunkt: Domnick (Mia Hallmanns / Rosina Korschildgen)
VIII – Filmfestivals (Franziska Schade)
Acht Hinsichten auf Bachsteins Sammlung, acht Perspektiven, acht Gruppen von Stichproben. Acht Einstiege in die Fülle des Archivs, acht Kurzkapitel der Archiverzählung.
Die vierte Vitrine, von der hier die Rede ist, hat fünf oder sechs Glasböden, je nachdem, ob man den untersten mitzählt oder nicht. In der kommenden Woche wird es darum gehen, so konkret wie möglich zu benennen, was wir in den acht Gruppen zeigen wollen und wie es sich auf den zur Verfügung stehenden Raum verteilen lässt.
Vielleicht sollte die Ausstellung doch anders heißen als das Seminar? Vielleicht einfach „Heimo Ch. Bachstein. Filmkunstarchiv“? Man könnte dann Bachsteins Stempel nutzen, um ein Plakat zu gestalten.
10 Mittwoch Jun 2015
Posted Archivtheorie, Fundstücke
inZwischen „Denkraum“ (Aby Warburg) und „Public Paradise“, zwischen öffentlichem und privatem Musée Sentimental (Daniel Spoerri) bewegen wir uns mit vorsichtigen Schritten durch die Sammlung Heimo Bachsteins.
Sammeln. Verwahren. Konservieren. Ausstellen. – gewollt oder ungewollt? Heimo Bachstein erlaubt uns einen Einblick in seine Welt und in seine Art und Weise zu sammeln.
Fundobjekte:
Zeichenvorlagen für Ihr Trickfilmstudio , Bogen 7- die Eisenbahnfahrt, Bogen 8 – die Autofahrt (Gerhard Ludewig) – gefaltete DinA3-Bogen
Cine Fresh, Filmkonservierungsmittel der Firma Ciba Photochemie
John Oxberry´s Minamation Field Guide – Werkzeug zur Herstellung von Animationsfilmen
Diskette mit Beilage einer Filmbeschreibung „Nackt“(D 2002, Regie: Doris Dörrie)
Der Kulturwissenschaftler Aby Warburg stellte für das Sammeln und Verwahren von Archivobjekten das Prinzip „der guten Nachbarschaft“ vor. Gelingt es uns, unsere Fundobjekte ebenfalls nach diesem Prinzip zu sortieren und auszustellen?
Der nächste Schritt wäre eine intensive Recherche zu den Objekten und die Erstellung der Objektbezüge untereinander darzustellen.
09 Dienstag Jun 2015
Posted Dias, Fundstücke, FWU
inUnscheinbar und irgendwie nicht richtig dazugehörig… so wirkte die kleine grüne Plastikschachtel inmitten der riesigen Kartons und Ordner. Ich fand sie in dem letzten Regal, ganz hinten an der Wand. Auf der Schachtel ist das Logo des FWU zu erkennen, das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. Vorn zeigt ein Aufkleber, dass es sich bei dem Inhalt um 13 Bilder handelt, die von dem Film „Wünsche“ stammen.
Als ich die Schachtel öffnete, kam eine Diaserie von 13 Bildern zum Vorschein, die Aufnahmen von dem Set des Films zeigen. Mein Interesse war schnell geweckt und ich wollte mehr über diesen Film und die Aufnahmen herausfinden…
Also habe ich mich zunächst an das FWU gewandt. Dieses Institut konnte mir einige Anhaltspunkte über das Jahr und den Regisseur des Films geben, sodass meine weitergehende Forschung darin bestand, mehr über den Inhalt des Films, sowie über den Regisseur zu erlangen.
Hierbei habe ich unter anderem herausfinden können, dass der Film 1962 gedreht wurde und in demselben Jahr auf der Internationalen Filmwoche in Mannheim gezeigt wurde. Dieses Jahr ist nicht nur in dieser Hinsicht bedeutend für den Regisseur Walter Krüttner. Im gleichen Jahr war er einer der Filmemacher, die das Oberhausener Manifest unterzeichneten.
In meinen weiteren Recherchearbeiten werde ich noch weiter auf Heimo Bachstein als Filmfestivalbesucher eingehen und mich noch eindringlicher mit dem Oberhausener Manifest und dem Film „Wünsche“ beschäftigen. Ich hoffe, in dieser Hinsicht noch weitere aufschlussreiche Informationen zu erhalten und das Wirrwarr aus einzelnen Informationen zu einem in sich schlüssigen Ganzen zu verdichten.
09 Dienstag Jun 2015
Posted Archivtheorie, Domnick
inNach Sichtungen der verschiedenen Dokumenttypen wächst das Verständnis für das Gesammelte. Gedanken ordnen sich in einem N e t z – Anknüpfungspunkte – Erkenntnisse an Knotenpunkten – Lücken – das Spannen neuer Fäden.
Unser gedankliches Netz, es gibt den archivieren Materialien einen anderen Ort. Es lässt zu, dass Dokumente innerhalb dessen frei zirkulieren, irgendwann zusammenfinden, sich mit anderen Dokumenten zu Knotenpunkten verknüpfen. Es braucht Zeit und intensive Auseinandersetzung mit den gesammelten Materialien. Doch bildet sich eine gewisse Ordnung. Sie stiftet Orientierung innerhalb des Netzes. Macht auf Grenzen der Forschung mit dem Archiv aufmerksam. Fragen werden aufgeworfen, Antworten gesucht. Dabei kann sich das Netz stetig um neue Fäden erweitern.
09 Dienstag Jun 2015
Posted Bachsteins Filme, Fundstücke
in„Photographie, das ist die Wahrheit. Und der Film ist die Wahrheit 24 mal in der Sekunde.“ – JLG
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In einer grauen Pappkiste im untersten Regalboden liegen einige metallene Filmrollen. Dass es Filmmaterial von Heimo Bachstein gibt, ist bekannt, doch befindet sich auf diesen Filmrollen Filmmaterial von Bachstein selbst, oder handelt es sich um fremdes Material?
Der Filmstreifen wird gegen das Licht gehalten und was man sieht sind die Einzelbilder, die einem kein Stück weiterhelfen. Scheinbar immer das gleiche Bild wird auf dem 16mm Steifen sichtbar.
Es muss ein Weg gefunden werden, die Einzelfotografien mit Bewegung zu versetzen!
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Zug fahren…
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In Jena habe ich einen Kontakt gefunden, der eine Möglichkeit hat 16mm Filme zu sichten und auch zu digitalisieren.
Am Montag, dem 1.Juni 2015 fahre ich nach Jena ins Multimediazentrum (MMZ). Das MMZ ist ein Teil der Schiller-Universität Jena. Mit Heiko Röben saß ich ein paar Stunden in dem magischen Raum der es ermöglichte Fotos zu bewegen. Die Maschine hat ein aufwändiges Verfahren um den Film aufzuziehen. Bestimmt 10 Spulen sind scheinbar willkürlich angeordnet. Wenn zugleich Ton auf dem Filmband festgehalten ist (und kein extra Tonband benötigt wird), wird auch der Ton mit unterschiedlichen Ausätzen abgenommen. Entweder für eine Lichtspur, oder Magnetspur.
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Resultat:
Wir haben Filme gefunden! Mit nun Filmrollen und zusätzlich einer beladenen Festplatte kehrte ich nach Weimar zurück.
Wir sicherten die Filme „Oh…lympia“ und „Ping Pong“. Letzterer bisher leider ohne Ton. – Bewegung ohne Ton bleibt nur die halbe Wahrheit…
kvk.
09 Dienstag Jun 2015
Posted Archivtheorie, Eisenstein, Fundstücke
inEine erste Sichtung der Eisenstein-Sammlung Bachsteins hat mir erneut verdeutlicht, wie viele Ebenen das Sammeln hat. Geoffrey C. Bowker hat in seinem Text „Memory Practices in the Sciences“ einen Gedanken formuliert, der mir heute im Bachstein-Archiv wieder in den Kopf kam: Es sei unmöglich, die vollständige Spur, die ein Mensch durch Niedergeschriebenes in seinem Leben hinterlässt, nachzuzeichnen. Wo hin wir auch gehen, hinterlassen wir Spuren. Hier schreiben wir eine Notiz auf einen kleinen Zettel, dort verewigen wir uns in einem Gästebuch, immer öfter notieren wir unsere Gedanken (wie ich jetzt grade) in einem digitalen Textfenster. Selbst wenn wir unser Leben in einem Deleuze’schem Rhizom zusammengefügen könnten, um es anderen zu verbildlichen, würden doch so unzählbar viele kleine Äste, Sprossen, Blüten oder Fasern fehlen. Es wäre eine Lebensaufgabe in Bachsteins endlose Notizen, Randbemerkungen, Fotokopien und Briefhälften einzutauchen und versuchen zu verstehen, wohin ihr Weg leitet, wie sie zusammenhängen, was sie bedeuten. Ich werde noch eine Liste meiner eigentlichen Fundstücke veröffentlichen, aber erst möchte ich grobe Zusammenhänge recherchieren. Daher zunächst nur etwas für das Auge: Ich habe ein paar Filmstills ausgewählt und jeweils zwei zu kleinen Collagen zusammengefügt, bei denen ich das Gefühl hatte, nebeneinander gelegt ergibt sich eine neue Bedeutung – ein Versuch, ganz im Sinne von Eisensteins Dialektik das Archiv zu erschließen.